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How to lose a guy in 10 days

Welche Parallelen kann man zwischen einer Liebesbeziehung und Mitarbeiter*innen ziehen?

In Zeiten des Fachkräftemangels müssen die Arbeitgeber*innen ihre Unternehmenskultur neudenken und organisieren, vor allem wenn es darum geht, qualifizierte Mitarbeiter*innen zu finden und sie langfristig zu behalten.
„New Work“ braucht nicht nur Laptop, W-LAN, mobiles Arbeiten und Büro.
Wir brauchen neues Verständnis vom Miteinander, Führung, Anreizen sowie Belohnungssysteme.
Präsenspflicht, nicht eingehaltene Freiheitsversprechungen, Green Coding und Co2 Ersparnisse sind nur einige der Themen, die die Unternehmen im Jahr 2023 diskutieren sollen.
Wenn es um neue Definitionen wie z.B. Sinn und Produktivität geht, werden
Themen wie Bound und Rebound Effekte rasch in den Vordergrund rücken.

In diesem Artikel werden wir uns deshalb mit diesem Thema beschäftigen und uns
die Frage stellen was passiert, wenn wir unsere potenzielle Liebesbeziehung
oder schon bestehende Partnerschaft mit unserem Beschäftigungsverhältnis vergleichen.
Inwiefern kann man ein Arbeitsverhältnis mit einer Liebesbeziehung
vergleichen, wenn es sich um bestimmte Herausforderungen und Werten handelt?
Worauf kommt es an, wenn man die Guten „angeln“ will?
Was ist erlaubt in dem heißen „War of Talents“?
Wie baut man ein Vertrauensverhältnis auf und wie bindet man langfristig?

Diese sind nur einige von den Fragen.

Es ist genau 20 Jahre her, als Kate Hudson und Matthew McConaughey ein der
bekanntesten romantischen Comedy-Duos gespielt haben. Ihre Rom-Com“How to lose a Guy in 10 Days“ aus dem Jahr 2003 erzählt von einer Geschichte zweier Menschen, die sich mit einem Hintergedanken treffen und ihre Pläne dann nach hinten losgehen. Anders als im Film, wo Andy und Ben anscheinend alles falsch machen und am Ende trotzdem zueinander finden, müssen wir als Arbeitergeber von Anfang an unsere Strategie gut durchdenken.

„Tonight, I’ll hook a guy. “:


kündigt Andy selbstbewusst an. Ähnlich läuft es mit der Mitarbeitersuche. Die
Recruiter begeben sich immer wieder mit großen Hoffnungen auf die Suche, den
passenden Mitarbeiter nicht nur zu finden, sondern auch zu gewinnen.
Sehr häufig sind die Recruitingprozesse mit viel Frustration verbunden. Die
Machverhältnisse am Arbeitsmarkt haben sich stark verändert. Ähnlich wie bei
den ersten Dates springen die Jobsuchende schon im Bewerbungsprozess ab.
Über 60 Prozent der Unternehmen hatten im vergangenen Jahr Absagen von
Bewerber*innen zu beklagen.
Active Sourcing, Retention Management und Talent Pooling sind nur einige von
den Trends, die im Jahr 2023 stark zunehmen werden.

“All is fair in love and war?” …

Ist ebenso ein Spruch, der im Film vorkommt. Inspiriert von Napoleon
Bonapartes „Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt“.
Wenn es sich um den Gewinn von guten Fachkräften handelt, sind diverse
Mitteln nicht nur erlaubt, sondern dringend gefragt. Im Kampf um geeignete
Talente dürfen die Unternehmen sich nicht genüsslich zurücklehnen. Sie müssen
kämpfen und sich reinhängen.
Anzeigen, Entlohnungen, Aufstiegschancen, Arbeitszeitregelungen, Work Life
Balance und Arbeitsklima sind nur einige von den Themen, die immer
neugedacht und attraktiver gestaltet werden müssen. Dazu kommen auch andere
Einflussfaktoren wie z.B. vielfältige Aufgabenbereiche oder zusätzliche Benefits
wie betriebliche Altersversorge und Kinderbetreuung, die das Unternehmen von
der Konkurrenz abheben sollen. Die Möglichkeit mitentscheiden zu dürfen,
mobiles und asynchrones Arbeiten sind extrem wichtig geworden, wenn man
eine langfristige Bindung etablieren möchte.

“A diamond is no one-night stand“

Zwei Menschen finden sich, verlieben sich und beginnen immer mehr Zeit miteinander zu verbringen. Was passiert aber, wenn die Verliebtsein-Phase vorbei ist und man sich im Alltag befindet?

Dieselbe Frage lässt sich in einem Arbeitsverhältnis stellen, und zwar auf beiden
Seiten. Sowohl Mitarbeiterinnen als auch Arbeitgeberinnen sollten sich nach
einer bestimmten Zeit fragen, ob es zu einer tieferen Bindung kommt oder, ob
man die Beziehung beenden soll. Wenn wir aber das Glück haben, einen
„Diamanten“ gefunden zu haben, stellt man sich die Frage, wie man ihn
langfristig behält, und das ist genau das, woran Unternehmen rechtzeitig denken
sollten. Wie pflegt man eine solche Unternehmenskultur die „Diamanten“ nicht
nur anzieht, sondern auch langfristig bindet? Eine „tiefere Bindung“ zwischen
Arbeitgeberinnen und Mitarbeiterinnen ist bedeutender denn je und deshalb
mit einer stabilen Liebespartnerschaft vergleichbar. Um eine wertvolle
Unternehmenskultur pflegen zu können, sollten Mitarbeiterinnen nicht als eine „schnelle Nummer“ behandelt werden.

There’s that blond babe in the leopard print.“ …

Sagt Ben in dem Film, als er das erste Mal Andy sieht. Was aber Ben nicht ahnt, ist dass das „blond Babe“ ein Master-Diplom in Journalismus von Columbia Universität in der Tasche hat. Wie in einer Liebesbeziehung sind viele sehr gut darin, wunderschöne Dates zu organisieren, Dinge zu besprechen von denen wir immer geträumt haben. Was passiert dann, wenn man dieselben nicht umsetzt. In einer Liebesbeziehung führt es zu Frust und dann zu einer Trennung, in einem Arbeitsverhältnis aber genauso. „Bleibe ich oder gehe ich zur Konkurrenz?“ stellt sich die Frage. Nehmen wir Folgendes an: Nach der ersten Liebesphase eines Paares kommt irgendwann die Ehe. Eine gute Ehe soll langfristige Bindung, Loyalität, eine Verpflichtung und ein Versprechen symbolisieren. Ein langfristiges Arbeitsverhältnis ist nicht anders. Nur diejenigen, die ihr Versprechen halten, können Vertrauen ihrer Mitarbeiterinnen gewinnen. Nur wenn diese Faktoren erfüllt sind, kann man mit Loyalität der Beschäftigten rechnen.

“Point is, she’s already on the ropes, guys.”

Um eine langfristige und stabile Bindung zu erreichen, bedarf es der Erfüllung
folgender Voraussetzungen:
Die wichtigste Aufgabe ist die Ursachenforschung. Warum verlassen
Mitarbeiterinnen ein Unternehmen? Erst wenn die Ursachen identifiziert sind, kann man nach Lösungen suchen. Nur so gewinnt man Talente für Unternehmen und bringt sie dazu zu bleiben. Eine Analyse aus dem Jahr 2019 von der Online-Berufsplattform StepStone stellt folgende Gründe da, warum Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen nicht halten können:

  • ein schlechtes Arbeitsklima, zum Beispiel unfreundliche Vorgesetzte
  • keine Aufstiegsmöglichkeiten
  • eine schlechte Bezahlung
  • mangelhafte Work-Life-Balance

Eine emotionale Bindung wird nicht umsonst als Klebstoff einer Beziehung
gesehen. Die Vorgesetzten sollen die emotionale Bindung Ihrer
Mitarbeiter*innen ausbauen. Nicht zu vernachlässigen sind die Stressfaktoren,
die ein Bindungsverhalten negativ beeinflussen.
Neurowissenschaftler der „Dana Alliance für Brain Initiatives“ (DABI) zeigen
in ihrer Veröffentlichung zum Thema Stress, dass unser Gehirn Stressoren schnell wahrnimmt.
Eine der direkten Folge ist die Entwicklung von Ängsten, die dann zu zur
Zerstörung des Vertrauensverhältnisses führen. Ähnlich wie bei einer emotional
instabilen Beziehung.
Wir haben bereits die vier verschiedenen Bindungstypen im Kindesalter
kennengelernt. Entscheidend für das jeweilige Bindungsverhalten ist dabei
sowohl unser Selbstbild als auch das innere Bild, das wir von anderen haben.
Bindungsverhalten wird insbesondere durch ein positives Selbstbild erzeugt.
Das bedeutet, dass die Angst vor Trennung niedrig ist. Dieser Bindungstyp geht
aber auch mit einem positiven Bild der anderen einher. Menschen mit einer
stabilen Bindung haben also keine Angst vor der Nähe anderer Menschen.

Im Arbeitsverhältnis kann man für positive Emotionen durch aktives Zuhören,
Empathie, Lob und Wertschätzung sorgen. Regelmäßige Mitarbeitergespräche
führen und um Feedback bitten sind auch empfohlene Maßnahmen.
Eine Konversation auf Augenhöhe zwischen Chefs und Angestellten kann wahre
Wunder bewirken.
Wer ein Gefühl von Sicherheit, Zusammengehörigkeit, Transparenz und
Aufrichtigkeit vermittelt – kann auf eine stabile und vertrauensvolle emotionale Bindung hoffen.
Partnerschaften sind keine Selbstläufer. So ist es auch mit der Beziehung
zwischen Unternehmen und ihren Beschäftigten. Wer jetzt erwartet, dass neue
Mitarbeiterinnen schon bleiben werden, ohne selbst etwas zu leisten, liegt falsch. Gute Beziehungen bedeuten Arbeit. Und so ist es auch mit den Mitarbeiterinnen.

“I don’t think I can be with someone who doesn’t like animals and
thinks I’m a mental person.” (sagt Andy zu Ben)


Der Unternehmenssoftwareanbieter SAP misst seit 13 Jahren einen „Business
Health Culture Index“.
Der soll nicht nur zeigen, wie gesund die Belegschaft ist,
sondern auch, wie viel Gesundheit zum Unternehmenserfolg beiträgt.
Wenn man von Gesundheit redet, sollte nicht nur ergonomischer Sitzplatz eine
Rolle spielen, sondern man muss ein Raum schaffen, um über Themen wie
„Mentale Stärke“ offen reden zu können.
Es geht darum, die Mitarbeitenden zu befähigen, in der neuen Arbeitswelt
erfolgreich zu sein. Und das persönliche Wohlbefinden gehört dazu. Wenn die
Führungskräfte für ihre Mitarbeitenden Jahresziele festlegen, sollte die Frage
„Wie gehen Sie mit Stresssituationen und hoher Belastung um?“ auch dabei
sein. Noch besser wäre die Frage „Wie kann ich Sie dabei
unterstützen?“.Achtsamkeit und Mindfulness sind die wichtigsten Bestandteile
der Gesundheit am Arbeitsplatz geworden. Ähnlich wie in einer
Liebesbeziehung, im Idealfall sollte man das Gefühl haben, sich sicher und
aufgehoben bei seinem/seiner Arbeitgeber*in zu fühlen.

Sind die Arbeitsbedingungen, die wir in diesem Artikel zusammengefasst haben,
realisiert worden, können wir sowas ähnliches wie den berühmten Satz aus
dem Film: “Oh, you’re already falling in love with me.” erwarten.

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